Allgemein Schreibtipps

Darum ist gute FLINTA*-Repräsentation in Büchern so wichtig

Vier Frauen mit unterschiedlicher Hautfarbe halten Protestschilder hoch: "We rise up", "Girlboss" und "Empowered Women"

Nachdem ich in meinem letzten Post ein paar Tipps zum Schreiben mehrdimensionaler Frauenfiguren gegeben habe, geht es heute um die Bedeutung guter FLINTA*-Repräsentation in Büchern.

FLINTA* steht für Frauen, Lesben, Intersex, nicht-binär, trans* und agender und umfasst somit alle vom Patriarchat diskriminierten gender Identitäten.

Lange Zeit fand man in Büchern überwiegend cishetero-Frauen, die altbackenen Stereotypen und traditionellen Rollenklischees genügten. Meist hatten diese Figuren nur wenig Tiefgang, weil sie von Männern geschrieben wurden, denen der Einblick in die weibliche Gedanken- und Gefühlswelt fehlte. Zugleich fanden die vielschichtigen von Frauen geschriebenen Protagonistinnen vergleichsweise wenig Beachtung. Andere Figuren unter dem FLINTA*-Umbrella erhielten nahezu keine Bühne und blieben damit unsichtbar.

Auch wenn sich diese Situation unter anderem dank der Sexismus-Debatte, #MeToo und der wachsenden Sichtbarkeit von queerem Leben allmählich wandelt, war dies lange Zeit der Status quo.

Gute Gründe für gute FLINTA*-Repräsentation

Mit überholten Rollenbildern brechen: Weil wir in einer von Männern dominierten Gesellschaft leben, haben die „traditionellen“ Frauenbilder, mit denen wir aufgewachsen sind, uns mehr oder minder stark geprägt. Anstatt diese wieder und wieder zu reproduzieren, ist es wichtig, die Vielfalt von FLINTA*-Figuren und ihre Lebensrealitäten zu zeigen.

Vorbildfunktion: Fiktive Figuren formen unser Selbstbild und unsere Sicht auf die Welt und dienen damit als Inspirationsquelle beim Schreiben – zum Besseren oder zum Schlechteren.

Gute Repräsentation schafft gute Repräsentation. Unsensible und undifferenzierte Repräsentation kann das zwar auch, reproduziert aber nebenbei fleißig weiterhin unsensible und undifferenzierte Repräsentation. Und damit auch eindimensionale FLINTA*-Figuren.

Sichtbarkeit: Aus der Zeit gefallene Rollenklischees machen weiblich-gelesene Personen, die keine cis-hetero Frauen sind, unsichtbar, indem sie diese in ein normatives Korsett zwängen. FLINTA*-Figuren verlieren dabei an Gelegenheiten, sich repräsentiert zu fühlen und sich mit einer fiktiven Figur zu identifizieren.

Den Male Gaze vermeiden: Die Objektifizierung weiblich gelesener Personen durch Reduzierung auf das Äußere schadet FLINTA*s – egal, ob sie versuchen, diesem zu genügen, oder sich davon belästigt und abgestoßen fühlen. Die damit verbundene Stärkung patriarchalischer Denkmuster schadet letztendlich uns allen.

Mental Health: Die mangelnde und vor allem unsensible Repräsentation von FLINTA*s kann Compulsory (Hetero-)Sexuality und Gender Dysphorie in den entsprechenden Personengruppen zur Folge haben und die Selbstfindung verzögern. Dies kann langfristig zu psychischen Problemen wie Depressionen und Angststörungen führen.

Gute FLINTA*-Repräsentation ist also aus einer Vielzahl von Gründen wichtig, angefangen vom Brechen mit überholten Rollenbildern bis zur Sichtbarmachung weiblich-gelesener nicht-cishetero Personen. Das bedeutet jedoch nicht, dass du den gesamten Cast deines Romans diversifizieren musst. In vielen Fällen ist das auch gar nicht sinnvoll. Welche Figuren in deinem Roman vorkommen, ist ganz dir überlassen. Aber vielleicht hat dieser Post dir Lust gemacht, hier und da eine queere Nebenfigur in dein Manuskript einzubauen oder deinen Frauencharakteren noch mehr Facetten und Tiefgang zu geben. Wenn du traditionelle Rollenbilder verwenden möchtest, frage dich, welches Bild du vermitteln möchtest und warum.

Gerne unterstütze ich dich im Lektorat bei der Darstellung authentischer und mehrdimensionaler FLINTA*-Figuren oder bringe dich mit einem Schreibcoaching auf Kurs. Für einige ausgewählte FLINTA*-Identitäten biete ich außerdem Sensitivity Reading an.


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